Tom Eggert [thisgreat]

nachgedacht

manhatten

bild: Hätten wir doch damals in Manhattan...

Hätten wir doch damals in Manhattan...

...unsere Betten
mit paar Ketten
an den Wolken festgemacht -

Hätten wir doch damals unsere Uhren
mit den Huren durchgebracht -

Hätten wir doch manchmal nach dem Ficken
mit nem schicken
Auto uns davon gemacht -

Hätten wir gelacht.

ruecken

bild: wenn zwei sich...

wenn zwei sich...

...den rücken freihalten ist die aussicht oft besser

1939!

bild: vom sinn der malerei (miro, 1939)

vom sinn der malerei (miro, 1939)

es versteht sich von selbst, dass umwelt und zeitgenössische ereignisse den maler unaufhörlich beeinflussen. wenn das drama des schöpferischen menschen nicht offen dargelegt wird, ist das spiel der linien und farben nichts anderes als ein bürgerliches vergnügen. die formen die das der gesellschaft zugehörige einzelwesen ausdrückt, müssen die bewegung einer seele kundgeben, die der gegenwärtigen wirklichkeit entweichen möchte, müssen sich dann einer neuen wirklichkeit nähern und schließlich den anderen menschen eine möglichkeit bieten, sich zu erheben. wieviel schutt ist wegzukehren, um eine bewohnbare welt zu entdecken!

wenn wir nicht danach trachten, das religiöse wesen, den magischen sinn der dinge herauszufinden, werden wir den quellen der verdummung, die den menschen heute zahlreich geboten werden, nur noch neue hinzufügen.

die furchtbare tragödie, die wir durchmachen, kann einige vereinzelte genies aufrütteln und ihnen vermehrte kraft verleihen. wenn sich aber die regressionsmächte, die wir unter dem namen faschismus kennen, noch mehr ausbreiten, wenn sie uns noch etwas weiter in die sackgasse der grausamkeit und der engen beschränktheit treiben, dann ist allerdings die ganze menschliche würde dahin.

andrerseits würde eine revolution, die lediglich auf die bequemlichkeit abzielt, zu demselben mißgeschick führen, in das uns die bourgeoisie getürzt hat. wollte man der masse nur materielle vorteile bieten, so würde man unsere letzte hoffnung, unsere letzten rettungsaussichten vernichten.

es gibt keinen elfenbeinturm mehr. abkehr und abgeschiedenheit sind nicht mehr erlaubt. was jedoch bei einem werk zählt, das sind nicht die dinge, die allzuviele intellektuelle entdecken wollen, sondern entscheidend ist, was es in seiner aufsteigenden bewegung an lebendigen taten, an menschlicher wahrheit nach sich zieht; denn den gestalterischen funden kommen an sich keinerlei bedeutung zu. man darf also die aufträge, die der künstler von den politikern und anderen propagandisten erhält, nicht mit der tiefen notwendigkeit verwechseln, die ihn an den sozialen bewegungen teilnehmen läßt, die ihn und sein werk an fleisch und herz des nächsten bindet und aus dem bedürfnis nach befreiung sein besonderes anliegen macht.

wissen

bild: wissen (klee, 1903)

wissen (klee, 1903)

„Zwei Berge gibt es
auf denen es hell ist und klar,
den Berg der Tiere
und den Berg der Götter.
Dazwischen aber liegt das dämmrige Tal der Menschen.
Wenn einer einmal nach oben sieht
erfasst ihn ahnend eine unstillbare Sehnsucht,
ihn, der weiss, dass er nichts weiss,
nach ihnen die nicht wissen, dass sie nicht wissen
und nach ihnen, die wissen dass sie wissen.”

(paul klee, tagebuch 1903)

rentabilität

bild: rent(l)abilität (peter lau, 2004)

rent(l)abilität (peter lau, 2004)

„Ausgerechnet der populärste Wahnsinn ist für mich auch der bizarrste: dass wir in einer Welt leben, einem Gesellschaftssystem, einer Denkform, in der von der Kindheit bis ins hohe Alter alles, Gesundheit und Arbeit, Kunst und Unterhaltung, was wir essen, wie wir reisen, wann wir schlafen und wo wir wohnen, das Leben und das Sterben, wirklich alles, an der Ökonomie, der Rentabilität, dem geldwerten Vorteil gemessen werden kann, soll und wird. So viel Größe und Schönheit, der Atem der Menschen und ihre Ideen, dieser ganze Planet und die lange Zeit, die es gedauert hat, bis es Heute wurde, und daneben dieses unglaublich dünne Ziel, in Zahlen zu messen, was niemand mit all seinen Sinnen erfassen kann – ich begreife das nicht, ich halte das für einen kollektiven Irrsinn, neben dem sehr vieles „nichtig und klein“ (Reinhard Mey) wirkt. Wild Man Fischer zum Beispiel.
Larry „Wild Man“ Fischer war 23, als er 1968 auf dem Sunset Strip in Los Angeles Passanten für zehn Cent eigene Songs vorsang und dabei Frank Zappa traf. Der E-/U-Hippiemusiker war von dem heiseren, atemlosen Mann fasziniert und nahm mit ihm die Doppel-LP „An Evening with Wild Man Fischer“ auf. Fischer war zuvor bereits zweimal wegen paranoider Schizophrenie längere Zeit in einer psychiatrischen Anstalt gewesen, und das kann man hören: Beunruhigend wirre Monologe stehen neben herausgeschrienen Songs, die roh und direkt den Hörer überwältigen. (Das Album ist nicht lieferbar, weil Frank Zappas Witwe Gail Zappa es für misslungen hält und die Rechte nicht freigibt, aber natürlich bekommt man es im Internet.) Für Fischer ging es danach bergab, eine Handvoll LPs in den folgenden 15 Jahren brachte wenig Erfolg. Als ihn ein Journalist vor zwei Jahren besuchte, lebte er in einem schabrackigen Motel, verzweifelt, mittellos und einsam. Das Werk dagegen strahlt immer noch: ein monumentales Randphänomen ohne Folgen, aber in der Geschichte der Popmusik ohne Vergleich.
Die Vernunft ist eine stetige Abfolge von überprüfbaren Erkenntnissen und nachvollziehbaren Schlussfolgerungen, ähnlich Platten eines Gehwegs, der sich, verbreitert und asphaltiert, in eine Autobahn verwandelt, die an einen Ort führt, in dem es fast genauso ist wie an dem Ort, von dem man kommt, mit Fußgängerzonen und Menschen, die sinnvollen Tätigkeiten nachgehen. Kurz: Die Vernunft ist sicher und nützlich, aber langweilig. Die Unvernunft dagegen ist anstrengend, aber aufregend: ein Trampelpfad im besten Fall, manchmal nur ein Gebüsch am Wegesrand, in das sich einer blindlings stürzt, um danach allein und auf sich selbst angewiesen einen Weg zu finden zu einem Ziel, das er bestenfalls ahnt und das sich von allen anderen Zielen unterscheidet. Geht er verloren, ist es Wahnsinn, kommt er an, ist es eine Schöpfung. Die Angekommenen schaffen den Fortschritt, aber auch die Schreie der Verlorenen faszinieren viele Menschen: Sie erinnern sie an die Möglichkeiten des Einzelnen, denn der Wahn scheint seinen Träger davon zu erlösen, dem Leben ausgeliefert zu sein – er gibt ihm Kraft, schenkt ihm ein Ziel und macht ihn zum Meister seines eigenen Schicksals. Zumindest von außen betrachtet.
Tatsächlich ist sowohl die Schöpfung als auch der Wahnsinn kein Spaß, zumal es zwischen den beiden keine klare Grenze gibt, da sie von derselben Energie gespeist werden: der Besessenheit. Der Künstler, der seine Besessenheit beherrscht, kann Großes schaffen und glücklich werden, doch vielen gelingt das nicht. Die Kunst wimmelt von leidenden Malern, die häufig einen Teil ihres Lebens in geschlossenen Anstalten verbracht haben. In der Popmusik kommt das seltener vor, weil sie später entstanden ist und auch extremere Lebensstile ermöglicht, aber die Toten, von Elvis Presley bis Kurt Cobain, lassen verborgene Untiefen erahnen. Und auch in der Literatur reihen sich die gequälten Genies aneinander, Franz Kafka neben B. S. Johnson oder Philip K. Dick. Die Besessenheit ist ein sehr gefährliches Geschenk. Aber nicht nur für die, die von ihr befallen sind.
Denn gefährlicher als die Künstler sind die Getriebenen, die nicht bloß eine Leinwand, ein Blatt Papier oder einen stillen Raum füllen wollen, sondern die Welt, und die in der Folge nicht nur sich selbst verletzen, sondern jeden, der ihnen im Weg steht. Leute etwa, die einen Gottesstaat planen, egal, ob der christlich, islamisch oder jüdisch ist, und die Anhänger anziehen, so wie Wild Man Fischer einst Frank Zappa. Nur dass dann mehr als Musik entsteht. Es ist kein weiter Weg von Vincent van Gogh, der sich ein Ohr abschnitt, zu einem namenlosen Dschihad-Kämpfer, der sich mit einem Sprengstoffgürtel in einen vollen Bus setzt: Beide sind von einem Wahn besessen, beide begehen Taten, in denen vermeintliche Freiheit auf reale Verzweiflung trifft und beide haben ein Ziel, das außer ihnen kaum jemand versteht. Auch der Antrieb ist ähnlich – der Dschihad-Kämpfer versucht ebenso wie der Künstler etwas zu erschaffen, doch hier zeigt sich der große Unterschied: Dem Künstler hilft seine Kunst und seine Vision, sich selbst zu verwandeln. Der Fundamentalist dagegen will die Welt verändern, damit er bleiben kann, wie er ist.
Der Hippie-Komiker Wolfgang Neuss schrieb in den achtziger Jahren: „Das, was wir Faschismus nennen, ist ja in Wirklichkeit nur eine ganz bestimmte Form der Ekstase. Wenn wir also den Faschismus eindämmen wollen, müssen wir uns – einzeln und gemeinsam – beherrschen lernen.“ Neuss dachte damals an die drogensüchtigen Nazis, die, ähnlich wie die heute Kokain schniefenden Entscheider, immer irrer agierten, und forderte etwas kurzschlüssig, man müsse mit den Drogen „üben, üben, üben, üppig, üppig, üppig“. Ich halte das für ziemlich riskant, denke aber auch, dass die Vernunft weder unsere Möglichkeiten fördert, noch uns auf unsere Untiefen vorbereitet. Deshalb meine ich: Wir müssen die Unvernunft lernen!
Damit uns nicht eines Tages die Ekstase überrollt und wir uns neben Testosteron getriebenen Jungterroristen in der Sprengstoffgürtelabteilung eines illegalen Kaufhauses wiederfinden, oder, schlimmer noch, ohne Ohr, sollten wir jetzt alle zügig zu Prada gehen und uns Sachen kaufen, die wir uns nicht leisten können. Dann sollten wir uns küssen und Urlaub nehmen, obwohl das „gerade überhaupt nicht geht“ (alle, immer), heute Abend lecker etwas essen und hinterher ins Bett mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Wir müssen Ekstase üben, das ist wichtig. Und danach sollten wir drüber reden, denn „ist schlecht informiert nicht auch behindert?“ (Funny van Dannen). Überhaupt: Wir sollten besser miteinander umgehen. Weil wir alle noch üben.“

Text: Peter Lau
Foto: Luca Hörrmann

Reinhard Mey: Über den Wolken (EMI)
Wild Man Fischer: An Evening with Wild Man Fischer (Bizarre /Warner)
Wolfgang Neuss: Neuss’ Zeitalter (Grüne Kraft)
Funny van Dannen: Info 3 (Trikont)

realität

bild: realismus

realismus

Das Unglaubliche ist das Minimum,
das Unmögliche ist das Ziel.

„Erinnere dich daran, wie es war, als Du in den Schlaf gesungen wurdest.
Wenn du Glück hast, brauchst Du deswegen nicht bis in die Kindheit zurückzudenken. Die wiederholten Zeilen von Worten und Musik sind wie Pfade. Die Pfade sind kreisförmig, sie bilden Ringe, die ineinander hängen wie die Glieder einer Kette. Du gehst diese Pfade entlang und wirst im Kreis herumgeführt, vom einen zum andern, weiter und weiter weg. Das Feld, auf dem Du gehst, das Feld, auf dem die Kette liegt, ist das Lied.“
(John Berger: Feld)

• Ich höre die Musik. Wie sie atmet, sich ausdehnt und zusammenzieht, wie die Luft von lautlos gleitenden Vögeln durchschnitten wird, wie in der Mittagshitze der Horizont flimmert über der glühenden Ebene, wie du atmest, wenn du schläfst, ruhig und voller warmer Träume. Ich könnte sagen, „In the Heart of the Moon“ von Ali Farka Touré & Toumani Diabaté ist die bisher schönste CD des Jahres, aber diese Aussage wäre so fern von dem, was ich meine, dass ich genauso gut „BWL“ sagen könnte.
Sie haben sich in einem Hotel in Bamako in Mali getroffen, diese afrikanischen Musiker, die bereits einige Jahrzehnte Musik machen, Ali Farka Touré auf der Gitarre, Toumani Diabaté auf der Kora, das Fenster stand offen, und die Luft war warm, voller Gerüche, die es in Deutschland nicht gibt, und sie haben gespielt, einige Stunden, ohne Probe. Die Töne fanden zusammen und drifteten auseinander, fanden wieder zusammen, wie in einem Spiel, deshalb sagt man Musik spielen, weil es ums Spielen geht. Und deshalb verstand ich die CD nicht, als ich sie das erste Mal hörte: weil ich so selten Zeit habe zu spielen. Denn dies ist das Woanders, dem diese Musik entspringt: nicht bloß Afrika, sondern einer Weichheit der Körper, seiner Muskeln und ihrer Bewegungen, des Bewusstseins. Entspannung weit tiefer als die träge Erschöpfung nach der erfolgreich abgeschlossenen Regeneration der Arbeitskraft im Wellness-Wochenende oder wenn man sich „mal wieder Zeit für mich selbst“ genommen hat, ohne einen Schritt zu sich zu kommen oder zu dem, was man will.
Es heißt, Genie bestehe zu einem Prozent aus Inspiration und zu 99 Prozent aus Transpiration, also Arbeit. Das ist vielleicht das dümmste aller dummen Klischees, so falsch auf erstaunlich vielen Ebenen: Zuerst einmal dauert es in der Regel natürlich länger, eine Idee zu verwirklichen, als eine Idee zu haben, doch ohne eine Idee ist jede Arbeit sinnlos, und so ist das Verhältnis 50 zu 50: Eine Idee und ihre Verwirklichung sind zwei gleichwertige Teile eines Ganzen. Doch selbst auf der einfachsten zeitlichen Ebene, auf die der Spruch anspielt, verkehrt sich das Verhältnis, wenn man die Vorgeschichte einbezieht – und damit meine ich nicht nur das ÜbenÜbenÜben dessen, was man am besten kann, also etwa als Musiker sein Instrument zu beherrschen. Wer regelmäßig nur das tut, wird eventuell ein guter Handwerker, kann aber auch als Technokrat enden, dessen kompliziertes Gegniedel ausschließlich andere Technokraten beeindruckt. Musiker wie Ali Farka Touré und Toumani Diabaté sind ebenfalls gute Handwerker, doch kommt bei ihnen etwas hinzu, das wir als das Gegenteil von Arbeit anzusehen gelernt haben: sich fallen zu lassen, im Fluss der Bewegungen und Gedanken leicht zu werden, auf den richtigen Moment zu warten und dann ziellos hinabzutauchen in das Erschaffen des Neuen, Wahren, Schönen.
Doch genau das leugnet der Satz von der Inspiration und der Transpiration. Er zieht eine Grenze zwischen dem, was möglich, und dem, was unrealistisch ist: Wenn du etwas willst, musst du arbeiten, und zwar hart, bis du schwitzt – Zurücklehnen und Abwarten ist sinnlos. Selbstverständlich ist das nicht falsch, wenn es um, sagen wir, Brückenbau geht, wo das Ergebnis festgelegt und berechenbar ist: Es ist nicht empfehlenswert, Stahlträger dekorativ in der Landschaft zu verteilen, in der Hoffnung, die Brücke ergebe sich irgendwie. Anders ist es aber bei allem, das jedes Mal neu ist, Musik, Kunst – oder das Leben. Wer nicht einen Beruf lernen will, bloß weil er sicher ist, oder heiraten nur für eine bessere Steuerklasse, braucht ein Bild, eine Vision dessen, was er will. Und die kommt zu uns in Momenten der Stille, so wie die Idee eines Bildes, eines Liedes, eines Gedichtes. Oder das Glück.
Der Mensch ist kein rationales Wesen. Das Glück ist wie Magie, seine Gründe unvernünftig. Kinder? Klar, irgendwer hat mal berechnet, dass sich Kinder rentieren, wenn man nur lange genug in sie investiert – aber wer schafft sich deshalb welche an? Oder sagt: Schatz, unsere Investition hat heute Mama gesagt, bald kann sie arbeiten gehen? Musik? Wer findet Johann Sebastian Bach toll, weil die Abfolge der Noten totally smart ist? Und Liebe? Ich kann mir vorstellen, dass einer sagt: „Baby, deine und meine Gene müssen unbedingt verschmolzen werden“ – aber der meint was anderes! Ganz zu schweigen von dem Moment, der viele Namen hat, in dem man alles begreift, in dem sich alle Türen öffnen und den manche dermaßen fürchten, dass sie seine Existenz erbittert leugnen. Absolut unbeugsam und hart wie Stahl können sie aber auch sicher sein, dass sie ihn nie erleben werden: Auch erste oder letzte Erkenntnisse brauchen die weiche Nachgiebigkeit der angstfreien Ruhe.
Ich könnte behaupten, dass es an unserer Evolution liegt: Der Mensch war immer im Druck, und dass er sich nun entspannen kann, ist ein Erfolg der Zivilisation, der noch ungewohnt ist. Deshalb misstrauen wir ihm und verehren lieber Sportler, deren trainierte Körper ein leises Echo des Überlebens in der Wildnis in uns erklingen lassen, als Künstler, die still in sich hineinhören und dann einen milden Fluss von Klang und Glück erschaffen, der in unserer kollektiven Geschichte relativ neu ist. Deshalb stellen wir harte Arbeit über die scheinbar mühelose Inspiration.
Aber ich könnte genauso gut dich streicheln, bis wir einschliefen oder die Sonne aufginge, wir wären lebendig und glücklich, ohne dass es dafür Gründe gäbe oder Worte, und wir müssten nicht heiraten, denn gegen Steuern ist nichts zu sagen. Wir folgten Pfaden, die wir nicht kennen, und träfen wir Kinder, hießen sie Fix und Foxi. –

Text: Peter Lau
Foto: Tom Eggert

„I want to spend the rest of my life everywhere, with everyone, one to one, always, forever, now.“
(Damien Hirst)

John Berger: Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens. Wagenbach, 2000; 127 Seiten, 13,90 Euro
Ali Farka Touré & Toumani Diabaté: In the Heart of the Moon. Indigo/World Circuit, 2005

leben

bild: LE8EN

LE8EN

Nie Lesen gelernt
Litt seine Seele unter den vielen Buchstaben.

Nie ein Haus bewohnt
Verloren sich seine Augen stets in Fenstern.

Nie eine Stadt geliebt
Schmerzten ihn die Füße und drehten sich mit der Erde.

Nie eine Frau gekannt
Waren seine Empfindungen streng geheim.

Er sah, dass die Freunde,
Straßen und Bars
Sich ständig veränderten.

Sie sagten, er sei gestorben
Als er klar unterschied
Zwischen Tag und Nacht.

GIRGIS SHOUKRY

verharre

bild: ...

...

wenn Du eine sache nicht durchdringen kannst, verharre, dann durchdringt die sache Dich.

das eigene selbst

bild: das eigene selbst

das eigene selbst

... zur entwicklung des eigenen selbst ist es unerheblich, was man macht.
es leuchtet ein, dass nicht jeder alles machen kann und wohl auch nicht machen soll. wenn nur erst die eigene entfaltung in gang gekommen ist, fängt man an, in sich selbst zu ruhen, seinen eigenen geist zu entwickeln, wo andere psychosomatische hilfen brauchen aufgrund der unvereinbarkeit von umwelt und eigenem ich.
voraussetzung ist, dass man nicht um einer leistung willen etwas tut, nicht etwas macht, um es auf den markt zu bringen, um sich vor anderen zu produzieren oder daran reich zu werden. das machen selbst ist der sinn des machens, so wie das privileg der wissenschaftler darin besteht, zu forschen nur um des forschens willen. die methode selbst ist die offenbarung. der output ist das resultat des inputs, was herauskommt, das ergibt sich, es wird nicht gesucht.

aus: otl aicher, analog und digital

tief ins blut

bild: make bad

make bad

„ich ging so tief ins blut hinein / das schwerer war zurück zu gehn / als weiterwaten und es durchzustehn ...

menschenleben!

bild: greif hinein

greif hinein

greif nur hinein ins volle menschenleben!
ein jeder lebt´s, nicht vielen ist´s bekannt,
und wo du´s packst, ist´s interessant.
in bunten bildern, wenig klarheit,
viel irrtum und ein fünkchen wahrheit.
so wird der beste trank gebraut.

ohne frau!

bild: gemeinsame strategie ohne frau

gemeinsame strategie ohne frau

Wenn ich mit Angela Merkel spreche, habe ich nicht das Gefühl, jetzt mit einer Frau zu sprechen. Das ist keine Kategorie. Nein, da sitzt ein starker Charakter, ein zuverlässiger Mensch vor mir, der klar denken kann und mit mir gemeinsam Strategien entwickeln kann.
Quelle: George W. Bush, US-Präsident

staub

bild: seele

seele

Jedes Staubkörnchen hat eine wunderbare Seele –
aber um sie zu verstehen, muß man den religiösen und magischen
Sinn wiederfinden ...
Quelle: joan miró, maler

tribute to grant

bild: Posted on Saturday, May 06, 2006 - 09:41 pm:

Posted on Saturday, May 06, 2006 - 09:41 pm:

When all the laughter dies in sorrow
And the tears have risen to a flood
When all the wars have found a cause
In human wisdom and in blood
Do you think they´ll cry in sadness
Do you think the eye will blink
Do you think they´ll curse the madness
Do you even think they´ll think

When all the great galactic systems
Sigh to a frozen halt in space
Do you think there will be some remnant
Of beauty of the human race
Do you think there will be a vestige
Or a sniffle or a cosmic tear
Do you think a greater thinking thing
Will give a damn that man was here
(Kendrew Lascelles)

Grant, thank you! Thank you for the music, thank you for being a wonderful friend.

Andreas

willkür in freiheit

bild: willkür in freiheit

willkür in freiheit

planung setzt ordnung voraus;
ordnung setzt vorhersehbarkeit voraus;
und die vorhersehbarkeit verwirft den willkürlichen akt.
trotz aller spitzfindigkeiten in den definitionen
bedeutet freiheit nun einmal willkür.

quelle:notas, unzeitgemäße gedanken v. n.g.dávila

lama

bild: Empfehlungen des Dalai Lama für das Leben im neuen Jahrtausend (1.1.2006)

Empfehlungen des Dalai Lama für das Leben im neuen Jahrtausend (1.1.2006)

1. Beachte, dass grosse Liebe und grosser Erfolg immer mit grossem Risiko verbunden sind.

2. Wenn du verlierst, verliere nie die Lektion.

3. Habe stets Respekt:
- Respekt vor dir selbst,
- Respekt vor anderen,
- und übernimm Verantwortung für deine Taten.

4. Bedenke: nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein grosser Glücksfall.

5. Lerne die Regeln, damit du sie richtig brechen kannst.

6. Lasse niemals einen kleinen Disput eine grosse Freundschaft zerstören.

7. Wenn du feststellst, dass du einen Fehler gemacht hast, ergreife sofort Massnahmen, um ihn wieder gut zu machen.

8. Verbringe jeden Tag einige Zeit allein.

9. Öffne der Veränderung deine Arme, aber verliere dabei deine Werte nicht aus den Augen.

10. Bedenke, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist.

11. Lebe ein gutes, ehrbares Leben.
Wenn du älter bist und zurückdenkst, wirst du es noch einmal geniessen können.

12. Eine liebevolle Atmosphähre in deinem Heim ist das Fundament für dein Leben.

13. In Auseinandersetzungen mit deinen Lieben sprich nur über die aktuelle Situation. Lasse die Vergangenheit ruhen.

14. Teile dein Wissen mit Anderen. Dies ist eine gute Möglichkeit, Unsterblichkeit zu erlangen.

15. Gehe sorgsam mit der Erde um.

16. Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist.

17. Bedenke, dass die beste Beziehung die ist, in der jeder Partner den anderen mehr liebt als braucht.

18. Messe deinen Erfolg daran, wieviel du für ihn aufgeben musstest.

19. Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen.

macht

bild: glücklich sein ...

glücklich sein ...

möchtest du glücklich sein?
dann überschätze nicht
die macht deines verstandes
und unterschätze nicht
das licht deines herzens.

laotse1

bild:

Wenn ein Weiser höchster Art vom SINN hört,
so ist er eifrig und tut danach.
Wenn ein Weiser mittlerer Art vom SINN hört,
so glaubt er halb, halb zweifelt er.
Wenn ein Weiser niedriger Art vom SINN hört,
so lacht er laut darüber.
Wenn er nicht laut lacht,
so war es noch nicht der eigentliche SINN.

Darum hat ein Spruchdichter die Worte:
»Der klare SINN erscheint dunkel.
Der SINN des Fortschritts erscheint als Rückzug.
Der ebene SINN erscheint rauh.
Das höchste LEBEN erscheint als Tal.
Die höchste Reinheit erscheint als Schmach.
Das weite LEBEN erscheint als ungenügend.
Das starke LEBEN erscheint verstohlen.
Das wahre Wesen erscheint veränderlich.
Das große Geviert hat keine Ecken.
Das große Gerät wird spät vollendet.
Der große Ton hat unhörbaren Laut.
Das große Bild hat keine Form. «

Der SINN in seiner Verborgenheit ist ohne Namen.
Und doch ist gerade der SINN gut
im Spenden und Vollenden.

laotse2

bild:

Das Allerweichste auf Erden
überholt das Allerhärteste auf Erden.
Das Nichtseiende dringt auch noch ein in das,
was keinen Zwischenraum hat.
Daran erkennt man den Wert des Nicht-Handelns.
Die Belehrung ohne Worte, den Wert des Nicht-Handelns
erreichen nur wenige auf Erden.

mickey

bild:

gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm aus der nacht.
aber die worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen worte, sind:

von deinen sinnen hinausgesandt,
geh bis an deiner sehnsucht-rand;
gib mir gewand.

hinter den dingen wachse als brand,
dass ihre schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.

lass dir alles geschehen: schönheit und schrecken.
man muß nur gehen: kein gefühl ist das fernste.
laß dich von mir nicht trennen.
nah ist das land,
das sie das leben nennen.

du wirst es erkennen
an seinem ernste.

gib mir die hand.

(r.m.rilke)

mahatma

bild:

FIRST THEY IGNORE YOU THEN THEN LAUGH AT YOU THEN THEY FIGHT YOU THEN YOU WIN! (M.G)

no fear!

bild:

DIE WELT KLINGT. SIE IST EIN KOSMOS DER GEISTIG WIRKENDEN WESEN. SO IST DIE TOTE MATERIE LEBENDER GEIST.

wenn wir aus der selbständigen wirkung des inneren klanges die uns hier nötige folge ziehen, so sehen wir, dass dieser innere klang an stärke gewinnt, wenn der ihn unterdrückende äußere praktisch-zweckmäßige sinn entfernt wird.

(kandinsky)

gebet

bild:

„gott gebe mir die gelassenheit,
dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den mut, dinge zu ändern,
die ich ändern kann,
und die weisheit,
das eine von dem anderen zu unterscheiden.“

(reinhold niebuhr)

warum kunst 1

bild:

zwei richtungen

die eine richtung ist vorherrschend, sie scheint alles zu beherrschen. es ist die richtung, in der sich heute die sämtlichen länder bewegen oder zu bewegen scheinen.

der zweck dieser richtung ist, materielle güter anzuhäufen, zum „maximalen“ wohlstand zu kommen, nicht nur „brot“ der menschheit zu verschaffen, sondern auch „freude“. natürlich kann mit „freude“ noch etwas gewartet werden – sie kommt von selbst, wenn alle „brot“ in genügendem maße haben.

alle länder strengen sich äußerst an, diesen zweck zu erreichen. es ist eine leidenschaftliche, heroische anstrengung, die alle mittel heilig heißt, die zum menschlichen „glück“ führen. es ist eine dankbare, hochwertige arbeit, die aber leider auch schattenseiten hat.

die eine schattenseite ist die, dass die leidenschaftliche, heroische anstrengung zum einen resultat führt, das fast = 0 ist. das „brot“ reicht in keinem lande aus. die „freude“ ist zu selten und sieht eher einer betäubung ähnlich.

die andre schattenseite ist die, dass die menschheit die notwendigkeit „nichtmaterieller“ güter immer mehr vergißt. die ehemaligen quellen der „geistigen“ güter – die religion, die wissenschaft und die kunst – werden als solche immer mehr verkannt, und es wird versucht, sie in den dienst des materiellen lebens zu stellen.

diese erschreckende schatteseite ist das logische resultat des „reinen materialismus“ – die materie ließ den geist vergessen. von hier der „moderne“ mensch der praxis, der sich vor der maschine, gewehrmaschine und wohnmaschine, tief verbeugt, der einen nur äußeren blick kultiviert und über den inneren inhalt lächelt.

die einseitigkeit ist fatal. letzten endes kann sie die menschheit durch kau- und verdauungsmaschinen ersetzen.

es gibt aber noch eine andere richtung, die heute nur vereinzelte erscheinungen erzeugt, wenig bemerkt und mißverstanden wird.

diese richtung ist ein logisches resultat der inneren wendung, die sich bereits vor dem krieg (unsere moderne zeitmessung!) bemerkbar machte, und die heute immer etwas zunimmt, obwohl sie auf dem ersten blick immer mehr verschwindet.
der sinn dieser richtung ist ein doppelter:
1. erwachen und entwicklung des „inneren blickes“ und dadurch
2. das erleben der großen und kleinen zusammenhänge, die mikro- und makrokosmischer art sind.

SYNTHESE.
1913 habe ich in meiner kleinen autobiografie geschrieben: „alles “tote“ erzitterte. nicht nur die bedichteten sterne, mond, wälder, blumen, sondern auch ein im aschenbecher liegender stummel, ein auf der straße aus der pfütze geduldig blickender weisser hosenknopf, ein fügsames stückchen baumrinde, das eine ameise im starken gebiß zu unbestimmten und wichtigen zwecken durch das hohe gras zieht, ein kalenderblatt, nachdem sich die bewußte hand ausstreckt und aus der warmen geselligkeit mit den noch im blick bleibenden mitblättern gewaltsam herausreißt – alles zeigte mir sein gesicht, sein inneres wesen, die geheime seele, die öfter schweigt als spricht. so wurde für mich jeder ruhende und jeder bewegte punkt (= linie) ebenso lebendig und offenbarte mir seine seele. das wurde für mich genug, um mit meinem ganzen wesen, mit meinen sämtlichen sinnen die möglichkeit und das dasein der kunst zu ”begreifen”, die heute im gegensatz zur ”gegenständlichkeit” die ”abstrakte” genannt wird.”

dieses erleben der „geheimen seele“ der sämtlichen dinge, die wir mit unbewaffnetem auge, im mikroskop oder durch das fernrohr sehen, nenne ich den „inneren blick“. dieser blick geht durch die harte hülle, durch die „äußere form“ zum inneren der dinge hindurch und läßt uns das innere „pulsieren“ der dinge mit unseren sämtlichen sinnen aufnehmen.

und diese aufnahme bereichert den menschen und speziell den künstler, weil sie bei ihm zum keim seiner werke wird. UNBEWUSST.
so erzittert die „tote“ materie. und noch mehr, die inneren „stimmen“ der einzelnen dinge klingen nicht isoliert, sondern harmonisch alle zusammen – die „spärenmusik“. ...

kandinsky, 1935

tata

bild:

...p.s.
„Alle den menschen als solchen angehenden Wahrheiten scheinen mir im Grunde einfach. Wer sich sein reifes Leben lang Mühe gab, wer Freude für sich und Andere suchte, wer mit angeborenen Schwächen so weit wie möglich zurecht kam, wer seine Talente nicht brach liegen liess, wer an Treue glaubte und sie übte, wer half, wo er helfen konnte und Helfen Sinn hatte, wer einmal dies glaubte und einmal das, weil er eben ein Mensch und kein Engel war – was sollte der vom Tode fürchten?“

Golo Mann

schweitzer freiheit

bild:

ich will unter keinen umständen ein allerweltsmensch sein. ich habe ein recht darauf, aus dem rahmen zu fallen, wenn ich es kann. ich wünsche mir chancen, nicht sicherheiten. ich will kein ausgehaltener bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der staat für mich sorgt. ich will dem risiko begegnen, mich nach etwas zu sehnen und es zu verwirklichen, schiffbruch zu erleiden und erfolg zu haben. ich lehne es ab, mir den eigenen antrieb für ein trinkgeld abkaufen zu lassen. lieber will ich den schwierigkeiten des lebens entgegentreten als ein gesichertes dasein führen, lieber die gespannte erregung des eigenen erfolges als die dumpfe ruhe utopiens. ich will weder meine freiheit gegen wohltaten hergeben noch meine menschenwürde gegen milde gaben. ich habe gelernt selbst für mich zu denken und zu handeln, der welt gerade ins gesicht zu sehen und zu bekennen, dies ist mein werk.

albert schweitzer

wachse wirke werde

bild:

Man muss den Dingen
Die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen – und
dann Gebären ...

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
Und getrost in den Stürmen
Des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge
so sorglos still und weit ...

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben
Wenn man die Fragen lebt
lebt man vielleicht allmählich
ohne es zu merken
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.

R.M. Rilke

liebesbriefe

bild:

lass dich fallen, lerne schlangen zu beobachten,
pflanze unmögliche gärten, lade jemanden gefährlichen zum tee ein, mache kleine zeichen die „JA“ sagen und verteile sie überall im haus.
werde ein freund von unsicherheit.
freu dich auf träume, weine bei kinofilmen, schaukle so hoch du kannst, pflege verschiedene stimmungen, verweigere verantwortlich zu sein, tu es stattdessen aus liebe.
mach eine menge nickerchen, gib geld weiter, mach es jetzt das geld wird folgen.
glaube an zauberei, lache eine menge, bade im mondlichtt, träume phantasievolle träume, zeichne auf wände, lies jeden tag.
stell dir vor du wärst verzaubert, lache mit kindern, höre alten menschen zu, freue dich, tauche ein, sei frei.
preise dich selbst, lass die angst fallen, spiele mit allem.
unterhalte das kind in dir, du bist unschuldig.
baue eine burg aus decken, werde nass, umarme bäume, schreibe liebesbriefe.

joseph beuys

hosenleben

bild:

... als ich 1985 nach new york zog, sah ich im schaufenster diese wunderbare hose, wunderbar mit all den exotischen fischen drauf. ich kaufte sie. aber ich hatte nicht die geringste ahnung, bei welcher gelegenheit man solch eine hose anziehen könnte. ein freund sagte mir: du musst dein leben halt so ändern, dass die hose darin ihren platz bekommt. seither ist das mein grundsatz, in all seiner symbolik: wenn dir ein kleidungsstück auffällt, das du partout nicht in deinem leben unterbringen kannst, dann ändere dein leben.

wayne koestenbaum

weisheit

bild:

weisheit wohnt nicht im lärm.
lausche den wundern der stille.

sichtbar

bild:

„es bedarf eines größeren glaubens und einer größeren kraft, unsichtbares in freier gestaltung sichtbar zu machen, als sichtbares und faßbares immer nur als solches zu bestätigen.“
fritz winter

abschied

bild:

nichts mitnehmen
nichts
nur das:
eine handvoll licht
und die stimme über den wassern
die ruft
KOMM!

schau nicht
auf den wind
GEH!

und du spürst:
keine welle gibt nach

zurück bleibt
schweißgefleckte
ANGST
und ängstigt sich
für sich
ALLEIN

wilhelm bruners

stil

bild:

Ich mag alles, was keinen Stil hat: Wörterbücher, Fotos, die Natur, mich und meine Bilder. Denn Stil ist Gewalttat, und ich bin nicht gewalttätig
(Gerhard Richter)

willy

bild:

"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

kr(b)ank

bild:

hymnus auf die bankiers (1929!)

DER KANN SICH FREUEN, DER DIE NICHT KENNT!
IHR FRAGT NOCH IMMER: WEN?
SIE BORGEN SICH GELD FÜR 5 PROZENT
UND LEIHEN ES WEITER FÜR 10.

SIE HABEN NOCH NIE MIT DER WIMPER
GEZUCKT.
IHR HERZ STAND NOCH NIEMALS STILL.
DIE DIFFERENZEN SIND IHR PRODUKT.
(DAS KANN MAN VERSTEHEN WIE MAN WILL.)

IHR APPETIT IST BODENLOS.
SIE FRESSEN GOTT UND DIE WELT.
SIE SÄHEN NICHT. SIE ERNTEN BLOSS.
SIE SCHWÄNGERN IHR EIGENES GELD.

SIE SIND DIE HEXER IN PERSON
UND ZAUBERN AUS HOHLER HAND.
SIE MACHEN GELD AM TELEFON
UIND PETROLEUM AUS SAND.

DAS GELD WIRD FLÜSSIG. DAS GELD WIRD
KNAPP.
SIE MACHEN DAS GANZ NACH BEDARF.
UND SCHNEIDEN DEN ANDEREN DIE HÄLSE AB.
PAPIER IST MANCHMAL SCHARF.

SIE GLAUBEN DEN REGELN DER REGELDETRI
UND GLAUBEN NICHT RECHT AN GOTT.
SIE HABEN NUR EINE SYMPATHIE.
SIE LIEBEN DAS GELD. UND DAS GELD LIEBT SIE.
(DOCH EINMAL MACHT JEDER BANKROTT!)